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"Hätte Paul Schreyer sich Shriver genannt und im Impressum vermerken lassen `aus dem Amerikanischen´, es würde so hingenommen werden - Die Amerikanische Nacht wirkt authentisch: Plot, Akteure, Kolorit, und liest sich wie beste amerikanische faction. Die 49 kurzen Abschnitte überzeugen, sind stimmig, präzise mit Dialogen geschrieben, die dem Umfeld eines Sherman, einer Davenport, eines Collins, eines Long entsprechen, alle gebildete, begüterte Amerikaner der Ostküste - Washington, Long Island und New York. Auch die Brüder Ramón und Omar Garcia, beide aus ärmlichen Verhältnissen aufgestiegen, der eine über die Yale Law School zum anwaltlichen Berater einer im Irak engagierten Ölfirma, sind durchaus so vorstellbar.
Schreyer hat ein Gespür für Amerikaner an den Schalthebeln der Macht - und, wie auch immer, er hat sich Kenntnisse erworben, die ihn befähigen, Intrigen darzustellen, die einen jungen Präsidenten zwingen, seinen im Wahlkampf versprochenen Wandel abzuschwächen, wenn nicht gar zu verkehren. Ob ihm Gefahren vorschwebten, denen auch ein Barack Obama ausgesetzt ist? Jedenfalls liegt der primäre Wert des Romans in einer solchen Vorwarnung. Hat noch vor nicht allzu langer Zeit ein Stern-Reporter in Paul Schreyer den fähigen Rechercheur erkannt, der seinem Vater die Fakten für den 9/11 Roman Die Legende zu liefern imstande war, so würde er ihm heute den Sprung zum eigenständigen Autor konstatieren - einen Sprung mit Verve!"
Walter Kaufmann im "Ossietzky" (Heft 14/09)
(Walter Kaufmann, geb. 1924, ist Fontane- und Heinrich-Mann-Preisträger. Er war Generalsekretär des PEN-Zentrums Ost und ist u. a. Autor zahlreicher Reportagen aus den USA)
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